In aller Kürze

Bei Magic Estimation wird erst sortiert und dann geredet. Schweigend bringt eine Gruppe zunächst die „Objekte“, wie z. B. Themenvorschläge und Ideen, in eine Ordnung, bevor das Team in einen inhaltlichen Austausch geht. Die Methode kommt ursprünglich aus der Softwareentwicklung (Scrum). Sie wird dort zur Aufwandsschätzung verwendet. In einem Workshop kann sie in abgewandelter Form sehr gute Dienste leisten.

Wofür ist es besonders geeignet

  • Zum effektiven und schnellen Sortieren von mehreren Objekten auf Post-its oder Karteikarten, wie z. B. Themenvorschlägen und Ideen
  • Zum schnellen Aufdecken von inhaltlichem Konsens/Dissens einer Gruppe

Warum wir es lieben

  • Magic Estimation deckt auf sehr effiziente Art und Weise gemeinsame bzw. unterschiedliche Meinungen einer Gruppe auf und das in aller Stille, ganz ohne Reden und anstrengende Diskussionen.
  • Dank der bei der Sortierung gesparten Zeit kann die Gruppe in Ruhe und gezielt auf die Punkte eingehen, bei denen Uneinigkeit oder Gesprächsbedarf besteht.
  • Magic Estimation bringt Abwechslung in die ewige Punktekleberei, die in Workshops oft als einzige Möglichkeit angesehen wird, um Dinge z. B. nach Relevanz oder Potential zu sortieren.
  • Außerdem toll bei Magic Estimation: Jedes Objekt wird berücksichtigt. Stellen Sie sich eine Wand mit 100 Post-its vor und auf jedem steht eine Idee. Beim Punktekleben würden viele Ideen komplett unter den Tisch fallen, weil sie keine Punkte bekommen. Das passiert bei Magic Estimation nicht.

Möglicher Ablauf

Bleiben wir bei dem oben genannten Beispiel. Sie haben 100 Post-its an der Wand mit Story-Ideen für die neue Kommunikationskampagne. Mithilfe von Magic Estimation können Sie diese Wand in kurzer Zeit sortieren:

  • Zunächst stellen Sie als Moderator gemeinsam mit dem Team eine Bewertungsskala oder eine -matrix auf. Nach welchen Kriterien sollen die Story-Ideen angeordnet werden? Eine Skala könnte sein: „Relevanz der Story-Idee für Kunden: Keine, Wenig, Mittel, Hoch“.
  • Nun werden die 100 Post-its gleichmäßig auf die Workshop-Teilnehmer aufgeteilt und jeder sortiert seinen Stapel auf der Skala ein. Dieser Schritt erfolgt schweigend.
  • Danach schauen sich alle Workshop-Teilnehmer alle Karten an und sortieren diese um, wenn sie ihrer Meinung nach woanders hängen sollten. Auch dieser Schritt erfolgt schweigend. Sie als Moderator markieren währenddessen die Karten, die einmal bzw. mehrfach gewandert sind, z. B. indem Sie einen Punkt auf das Post-it machen.
  • Wenn die „zauberhafte“ Kartenbewegung zu Ende gekommen ist, weisen Sie auf die Karten hin, die besonders oft ihren Platz gewechselt haben. Jede einzelne wird diskutiert: Haben die Teilnehmer vielleicht die Story-Idee unterschiedlich verstanden oder gibt es tatsächlich unterschiedliche Auffassungen von Relevanz und Umsetzungsaufwand? Hier werden die unterschiedlichen Meinungen der Gruppe sehr fokussiert besprochen.

Insidertipps oder „das halten wir für wichtig“

  • Manchmal kommt das Wandern der Karten nicht natürlich zu einem Ende. Dann sollte der Moderator eingreifen und die Kartensortierung beenden.
  • Der Moderator braucht bei dieser Methode ein gewisses Gespür, welche Art der Diskussion es zu den „wandernden Karten“ braucht.
  • Es ist entscheidend, die Sortierungskriterien gemeinsam mit den Workshop-Teilnehmern zu definieren, damit alle dieselbe Vorstellung der verschiedenen Stufen haben.

Haltung

Gemeinsames Sortieren ist das ideale Fundament für eine wesentliche Diskussion.

Quellen

Wer hat’s erfunden? Aus dem Scrum
Zum Vertiefen: Komfortzonen

Übrigens: Für eine bessere Lesbarkeit wechseln wir pro Methode die Genderform.

30 Minuten plus
ggf. Diskussion
  • 1 Moderator
  • Bis zu 20 Workshop-Teilnehmer
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