In aller Kürze

„Wann immer Menschen oder Gruppen auf eine gute Weise handeln, haben sie mit hoher Wahrscheinlichkeit vorher gut gedacht.“ (M. z. Bonsen) Thinking Dialogue ist eine sehr einfache Form, mit der man eine hohe Qualität des Denkens in eine Gruppe bringen kann. Der Schlüssel liegt dabei im respektvollen und aufmerksamen Zuhören.

Zum Beispiel
10 Minuten
  • Durch 2 teilbar

Wofür ist es besonders geeignet

  1. Wenn ein Gespräch lange im Kreis läuft und die Gruppe nicht recht vorankommt, hilft Thinking Dialogue, um auf frische Gedanken zu kommen
  2. Zu Beginn eines Termins kann Thinking Dialogue bewirken, dass jeder eine eigene Haltung zu einem Thema entwickelt, mit der er dann ins Meeting starten kann
  3. Außerdem kann Thinking Dialogue einen Rahmen schaffen, in dem die Teilnehmer mehr Mut haben, schwierige Wahrheiten anzusprechen

Warum wir es lieben

  1. Frische Gedanken werden möglich, wo sich vorher die Diskussion im Kreis gedreht hat.
  2. Wenn der Zuhörer es schafft, mit voller Aufmerksamkeit beim Denkpartner zu sein, ist das ein Booster für den Denker, die ganze Gruppe, das Thema und das Gemeinschaftserleben.
  3. Manchmal kreisen Gespräch deshalb, weil in der Gruppe der Mut fehlt, schwierige Wahrheiten anzusprechen. Auch da kann der geschützte Rahmen des Thinking Dialogue das Eis brechen, denn sind die schwierigen Wahrheiten im Zweiergespräch schon einmal ausgesprochen worden, ist die Chance größer, dass sie auch in der ganzen Gruppe angesprochen werden.

Ablauf

  • Der Moderator legt einen Zeitrahmen und die Dauer der Denkphasen fest, in diesem Beispiel 10 Minuten mit zweiminütigem Wechsel.
  • Einer beginnt mit Zuhören. Der Zuhörer stellt dem Denker die Start-Frage, z. B.: „Was denken Sie zu unserem Thema xy?“ Dann hört er fürMinuten schweigend zu, ohne zu unterbrechen.
  • Nach zwei Minuten stoppt der Denker, egal, wo er im Gedanken- oder Redefluss gerade ist und die Rollen werden gewechselt. Der Denker wird jetzt zum Zuhörer und fragt mit aufrichtigem Interesse: „Und was denken Sie jetzt darüber?“ Er sagt nur diesen einen Satz. Dann hört er schweigend für zwei  Minuten zu, ohne zu unterbrechen.
  • Die Denkpartner wechseln selbstständig ohne äußeres Zeitsignal. Es gehört zur Aufgabe, eine Sensibilität für gleichmäßig verteilte Redeanteile zu entwickeln.
  • Nach 10 Minuten gibt der Moderator das Signal zum Beenden.
  • Die Auswertung erfolgt im Plenum: Reihum sollte jeder seine ganz neuen, frischen Gedanken teilen, die im Thinking Dialogue aufgetaucht sind. Wenn dort nichts Neues entstanden ist, kann man auch schweigen.

Insidertipps oder „das halten wir für wichtig“

  1. Das Zuhören: Als Zuhörer können Sie nicht wissen, wohin die Gedankenreise gehen wird. Alles, was Sie sagen oder tun, wird den Denkprozess beeinflussen oder den gerade aufkeimenden, wichtigen Gedanken unterbrechen. Als Zuhörer sollten Sie deshalb nichts kommentieren, auch nicht mit Gesten, wie z. B. einem andauernden Nicken, und keine zusätzlichen Fragen stellen, auch wenn der andere gerade nichts sagt, sondern die ganze Zeit über sehr aufmerksam und wohlwollend zuhören. Das bedeutet auch, dass Sie nicht an das denken, was Sie zu dem Gehörten zu sagen hätten (eine schwierige Übung ;-) )
  2. Das Sprechen: Als Denkender sagen Sie spontan, was Ihnen auf die Frage des Zuhörers einfällt. Sie können sich auf das beziehen, was Ihr Vordenker gesagt hat, müssen es aber nicht. Viel entscheidender ist es, das zu sagen, was Ihnen in diesem Moment einfällt. Nutzen Sie die ungeteilte Aufmerksamkeit Ihres Zuhörers als Vehikel, um selbst in tieferes Denken zu kommen. Ungewohnt, aber gut: Sie können während Ihres Redeparts auch schweigen, um still nachzudenken und dann erst weitersprechen.

Haltung

  1. Ganz wesentlich ist eine interessierte und respektvolle Haltung dem Denker gegenüber. Der Zuhörer bewertet das Gesagte nicht.
  2. Unvoreingenommen zuhören ist eine Form von Wertschätzung.
  3. Entscheidend ist nicht das Gesagte, sondern der Denkprozess, der beim Denker angestoßen wird, wenn ihm die volle Aufmerksamkeit zuteil wird.

Quellen

Wer hat’s erfunden? U. a. Nancy Kline; weitere Quelle: Unterlagen von Matthias zur Bonsen
Zum Vertiefen: Nancy Kline: Time to think, Rowohlt-Verlag 2016.

Übrigens: Für eine bessere Lesbarkeit wechseln wir pro Methode die Genderform.

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