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Erschienen am
27.11.2011

Hörgerätetraining – eine digitale Maßnahme zur Steigerung der Adhärenz

Susanne Rödel

Wenn Schwerhörige ein neues Hörgerät bekommen, müssen sie das Hören mit dem Gerät zunächst trainieren und das Gerät an ihr individuelles Hörvermögen anpassen. Zur Unterstützung dieses Prozesses haben wir ein digitales Hörgeräteraining entwickelt.

Wenn Schwerhörige ein neues Hörgerät bekommen, müssen sie das Hören mit dem Gerät zunächst trainieren und das Gerät an ihr individuelles Hörvermögen anpassen. Dieser Prozess der Hörgeräteeinstellung wird auch „Fitting“ genannt. Er ist Voraussetzung dafür, dass der Schwerhörige mit seinem Gerät im Alltag zurechtkommt, es als nützliches Hilfsmittel annimmt und regelmäßig trägt.Gemeinsam mit Akustik-Spezialisten von Siemens hat Spirit Link Medical ein digitales Hörgerätetraining auf DVD-ROM entwickelt, mit dem Schwerhörige diesen Trainings- und Anpassungsprozess selbständig zu Hause durchführen können. Das Trainingsprogramm kann vom Hörgeräteakustiker bei Ausgabe eines bestimmten Hörgeräte-Modells an die Schwerhörigen mitgegeben werden. Eine zweite Version des Programms ist als Servicetool für den Akustiker angelegt: Hier kann er das „Fitting“ für verschiedene Patienten durchführen und dokumentieren.Individualisiertes Hörtraining über 20 Tage Vor Beginn des Trainings wird der Nutzer angeleitet, die Lautsprecher zu positionieren, die Lautstärke an seine persönlichen Voraussetzungen anzupassen sowie weitere Vorbereitungen vorzunehmen:

Screenshot: Indivduelle Einstellungen zu Beginn des Hörgerätetrainings zur Steigerung der Adhärenz

Über das Menü kann man kurze Filmclips über den Aufbau des menschlichen Gehörs und die Benutzung des Hörgeräts auswählen oder mit dem eigentlichen Training beginnen.Das Hörgerätetraining besteht aus 20 Einheiten, die jeweils ca. 30 Minuten in Anspruch nehmen. Jeden Tag soll eine Einheit absolviert werden. Dabei wird ein adaptiver Lernansatz verfolgt: Das Programm ist in der Lage, sich auf den individuellen Lernfortschritt einzustellen. Mit jeder gelösten Aufgabe wird der Schwierigkeitsgrad gesteigert, indem z. B. Töne leiser werden oder Übungen komplexer. Schafft der Nutzer eine Stufe nicht, wird automatisch ein leichteres Niveau für ihn bereitgestellt. So bleibt er motiviert, das Training komplett zu absolvieren.Einige Beispiele für Übungen, die der Schwerhörige absolvieren muss:Geräusche zuordnen:

Screenshot des Hörgerätetraings zur Steigerung der Adhärenz: Geräusche erkennen

     Akustisches Memory – sich an Töne erinnern:

Screenshot des Hörgerätetrainings zur Steigerung der Adhärenz: Übung akustisches Memory

      Unterscheidung von Tönen, z. B. hinsichtlich Lautstärke, Höhe/Tiefe, Dauer, Entfernung vom Hörer, Richtung aus der sie kommen:

Screenshot des Hörgerätetrainings zur Steigerung der Adhärenz: Übung Töne unterscheiden

      Das Hörgerätetraining enthält somit informative und spielerische Elemente. Da die meisten Schwerhörigen ältere Menschen sind, orientierte sich die optische Gestaltung des Hörgerätetrainings an den Bedürfnissen dieser Altersgruppe: Wir wählten eine große Schrift und ein klares, übersichtliches Screendesign.Am Ende jedes Tages erhält der Hörgeräteträger eine Auswertung seines Trainingsfortschritts:

Screenshot des Hörgerätetrainings zur Steigerung der Adhärenz: Auswertung Tag 3

      Gutes Feedback von den NutzernBedienerfreundlichkeit und Nutzen der Schulung wurden mit einem Usabilitytest überprüft: Schwerhörige absolvierten das Training und gaben anschließend in Fragebögen und Interviews Auskunft über ihr Schulungserlebnis. Fazit: Die Mehrzahl der Probanden fand, dass sie vom Training in ihrem täglichen Leben profitiert haben und würde das Hörtraining weiterempfehlen.Das Training wurde 2008 zunächst weltweit in fünf Sprachen vertrieben. Inzwischen wurde es aufgrund des großen Erfolgs in zwei weitere Sprachen übersetzt.Fazit Das Projekt ist ein schönes Beispiel dafür, wie mit einem digitalen Training der individuelle Anpassungsprozess an ein Hörgerät und somit auch die Adhärenz der Schwerhörigen unterstützt werden kann. Wenn das „Fitting“ für die Hörgeräteträger frustrierend verlaufen würde, wäre die Akzeptanz des Hörgeräts gefährdet, und es könnte schnell „in der Ecke“ landen.  

Susanne Rödel

Susanne Rödel

arbeitet als Medical Director bei Spirit Link. Sie ist Expertin für die Konzeption und Redaktion medizinischer Inhalte. Sie ist überzeugt: Hochwertige Inhalte – fachlich fundiert und zielgruppengerecht aufbereitet – sind ein zentrales Erfolgskriterium für die Kommunikation mit Ärzten und Patienten. Großes Potenzial sieht sie in digitalen Maßnahmen zur Förderung der Therapietreue der Patienten (Adhärenz).

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Dr. med.
Susanne Rödel

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